Rückblicke 13/01/94
Unter Polizeischutz sind am Donnerstag vier schwarze Familien, insgesamt vier Erwachsene und sieben Kinder, in ihren Wohnungen in der texanischen Kleinstadt Vidor eingetroffen. Wie die „New York Times“ am Freitag berichtete, war es das erste Mal seit 60 Jahren, dass der Einzug von Schwarzen in einem US-Wohngebiet von Bundesbehörden mit Polizeigewalt erzwungen wurde.
In Vidor lebten bisher ausschliesslich Weisse. Ursprünglich sollten mehr als hundert schwarze Familien in insgesamt 74 Wohneinheiten in Vidor einziehen, die im Auftrag des US-Ministeriums für Wohnungsbau und Stadtentwicklung errichtet wurden. Die meisten von ihnen verzichteten jedoch aus Angst vor Repressalien freiwillig auf einen Einzug.
Die stellvertretende Wohnungsbauministerin Roberta Achtenberg wies darauf hin, örtliche Pfarrer hätten sich darum bemüht, die Integration der Schwarzen vorzubereiten. Auch zahlreiche der 6000 Bewohner der Kleinstadt, darunter örtliche Geschäftsleute, hätten sich für den Einzug der vier Familien ausgesprochen.
Ferner seien Vidor Bundeszuschüsse in Höhe von 2,1 Millionen US- Dollar für den Ausbau des Personennahverkehrs und der Infrastruktur zugesagt worden. Zehn weitere schwarze Familien werden nach Angaben der Behörden in den nächsten Tagen erwartet. Das Gebiet um Vidor gilt als eine Hochburg des rassistischen Ku-Klux-Klan, der für die Tötung zahlreicher Schwarzer verantwortlich gemacht wird.