Rückblicke 12/01/94
Über Tausend Menschen, die in den 80er Jahren aus ihrer Heimat geflohen waren, sind am Mittwoch nach Guatemala zurückgekehrt. Bei ihrer Ankunft in der guatemaltekischen Ortschaft La Mesilla an der Grenze zu Mexiko wurden die Flüchtlinge von Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu und dem Menschenrechtsbeauftragten Jorge Mario Garcia begrüsst.
Menchu äusserte die Hoffnung, dass die Rückkehrer in Guatemala „den Frieden und die Unterstützung finden, die sie brauchen“. Die Rückkehr der rund tausend Flüchtlinge ist die dritte grosse Rückholaktion seit der Unterzeichnung eines Abkommens zwischen der guatemaltekischen Regierung und Vertretern der Flüchtlinge im August 1992. Seit 1986 kehrten insgesamt 13 000 Flüchtlinge zurück. In den 80er Jahren waren rund 50 000 Guatemalteken, in erster Linie Indianer, vor der politisch motivierten Gewalt in ihrer Heimat in das Nachbarland Mexiko geflüchtet.
Die Rückkehr der rund tausend Flüchtlinge, die in Mexico im Bundesstaat Chiapas Zuflucht gefunden hatten, war durch die Kämpfe zwischen aufständischen Indianern und Regierungstruppen in Chiapas zunächst gefährdet worden. Ein Vertreter des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge teilte am Mittwoch jedoch mit, dass die Kämpfe die Rückkehr letztlich nicht beeinträchtigt hätten.
Am Donnerstag sollte Guatemalas Präsident Ramiro de Leon Carpio die Rückkehrer besuchen, die auf einem Anwesen nahe der Grenze zu Mexiko untergebracht werden sollen. Es wurde erwartet, dass de Leon den Flüchtlingen Sonderprogramme zu deren Eingliederung in Aussicht stellt.